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1. Hamburg - S. 39

1899 - Hamburg : Kloß
:39 wohl gar der Gefahr aussetzen, vor der Jahrmarktsbude vielleicht betrogen zu werden? Der Jahrmarkt ist für uns Großstädter überflüssig. In kleinen Städten ist die Sache anders; da sind die Jahr- Märkte notwendig; denn es giebt dort nicht solche Ladengeschäfte wie hier. Die Landleute, die zum Teil iu weit entlegenen Dörfern wohnen, könnten ja auch nicht um einen einzelnen Gegenstand zur Stadt gehen oder fahren. Das würde zu viel Zeit versäumen. Sie schieben daher alle Einkäufe bis zu den Märkten auf, welche jedes Jahr möglichst an denselben Tagen abgehalten werden und darum eben Jahrmärkte heißen. Er bietet ein munteres, buntes Bild, ein solcher Krammarkt, und wer einmal die Gelegenheit dazu hat, der sollte es nicht ver- säumen, sich denselben anzusehen. Auf dem Marktplatze und in den Straßen stehen die Buden in langen Reihen, eine an der anderen. Diese ist ganz aus Brettern hergerichtet, an jener be- stehen Dach und Wände aus Leinwand. Nur ein schmaler Gang bleibt zwischen je zwei Budenreihen, und hier wogt die Schar der Marktbesucher auf und ab. Auf den langen Ladentischen, welche die Buden an der Vorderseite abschließen, haben die Krämer einen Teil ihrer Ware zur Ansicht ausgelegt. Diese Krämer hören sich aber lieber Kaufleute nennen, weil das vornehmer klingt. Die Landleute aus der ganzen Um- gegend kommen zum Markte und erhandeln, was sie nötig haben, Tuch zur Kleidung, Leinwand zu Hemdeu, Schuhe, Stiefeln, Mützen, Töpfe, Tassen, Gläser, Messer, Gabeln, Hals- tücher, Umschlagetücher, Kragen, Schlipse, Ohrringe, Stricke, Pferdegeschirre und allerlei anderen Kram. Sie kaufen möglichst soviel ein, daß sie bis zum nächsten Markttage nicht in Verlegen- heit kommen. Auch Viehmärkte, Pferdemärkte, Schweinemärkte, Wollmärkte, Flachsmärkte finden oft genug gleichzeitig mit den Krammärkten statt. Unser Lämmermarkt, welcher alljährlich am Freitag vor Pfingsten vor dem Lübeckerthor, auf dem freien Platze zwischen St. Georg und Hohenfelde abgehalten wird, ist weder ein Schaf- markt noch ein rechter Krammarkt mehr. Lämmer werden nur

2. Hamburg - S. 130

1899 - Hamburg : Kloß
— 130 — ehrwürdiges Alter und die Erinnerungen, welche es weckte, haben bewirkt, daß man es wieder herstellte. Jetzt ist das Amtsgericht darin untergebracht. Hamburger, die nach Bergedors kommen, pflegen dem Schlosse einen Besuch zu machen; sie lassen an der durch das hohe Alter geweihten Stätte gern die alte Zeit an ihrem Geiste vorüberziehen. 37. Die Vierlande. Allen Hamburgern sind die Vierländer und Vierländerinnen wohlbekannt. Schon von fern erkennen wir sie an ihrer Klei- dung; denn sie kleiden sich ganz anders als wir Stadtleute und anders als die Bewohner der übrigen Landgebiete in unserer Umgebung. In allen Stadtteilen Hamburgs sind sie ge- legentlich zu sehen, am häufigsten aber in der inneren Stadt, nämlich am Meßberg, Hopfenmarkt, Jungfernstieg und in der Hafengegend. Sie bieten Gemüse, Obst und Blumen zum Kauf an. Der Bauer aus Vierlanden trägt eine bauschige Kniehose, welche gar oft aus schwarzem Sammet gemacht ist, lange Strümpfe, zuweilen lange Stiefel, eine kurze Jacke, einen hohen, harten Hut von dunkler Farbe. Jacke, Weste und Hose sind rechts und links mit blanken Knöpfen besetzt. Die Vierländerin sitzt mit ihrem Korb voll Blumen, den Maiglöckchen, Veilchen, Rosen, Nelken vor dem Eingange der vornehmen Gasthöfe; sie geht in die großen Konzertgärten und Bierwirtschaften, um ihre Sträußchen anzubieten. Immer ist sie eine freundliche Erscheinung, welche jedermann auffällt. Wie frisch schreitet sie einher in ihren kurzen Kleidern, den schwarzen Strümpfen und niedrigen Schuhen, mit der offenen Jacke, dem blanken Herzen auf dem Mieder, mit dem eigentümlichen, runden Hute und den: steifen, schwarzen Kreuz, welches hinten von ihrem Kopfe herabhängt. Wie das Hamburger Dienstmädchen in der sauberen Kleidung und mit dem weißen Häubchen, so werden auch die Vierländerin und der Vierländer von jedem Fremden bewundert, der in unserer Stadt sich umsieht.

3. Grundriß der Geschichte Hamburgs - S. 89

1916 - Hamburg : Herold
— 89 — Über das Infanterie-Regiment Hamburg (2. Hanseatisches) Nr. 76 hat der Senat auf Grnnb der Militärkonvention mit Preußen von 1867 das Recht des Kontingents Herrn. Daher liegt im Rathaus eine Wache, die bei der Auffahrt der Senatsrnitglieber ins Gewehr tritt. Auch der Posten an der Senatstreppe präsentiert beim Eintritt der Senatoren. Einen Doppelposten erhält der erste Bürgermeister, wenn er fürstlichen Besuch Hat, und der ueugewählte Senator am Tage der Wahl. Der Senat verleiht auch Ehrendenkmünzen, wie golbene Staatsmebaillen, Portugaleser, Rettuugs- und Ehe-jubiläumsmebaillen, boch nehmen seine Mitglieber ihrerseits keine Orben an. Bei feierlichen Gelegenheiten erscheint der Senat im altspanischen Ratshabit, einem schwarzsarnrnetenen „Stalt-rock", schwarzen Kniehosen, Seibenstrümpfen und Schnallenschuhen, hohem Hute, weißer gefalteter Halskrause, Jabot und Manschetten. Der Senat ernennt zur Mitarbeit ait seinen Geschäften vier Synbiker und zwei Senatssekretäre, meistens Juristen, welche an seinen Sitzungen mit beratenber, an denen der Verwaltungsbehörden mit beschließend Stimme teilnehmen. Auch sie haben eine Amts tracht, welche berjenigen der Senatoren^'ähnlich ist. 2. Die Bürgerschaft. Nicht alle Staatsangehörigen haben^das Recht, zur Bürgerschaft zu wählen, das sogenannte aktive Wahlrecht, sonbeni nur die Bürger. Das Bürgerrecht können erwerben alle volljährigen männlichen Staatsangehörigen, wenn sie fünf Jahre htnbitrch ein jährliches Einkommen von minbestens 1200 Mark versteuert haben, und müssen erwerben, wenn sie drei Jahre minbestens 2000 Mark versteuert haben, ebenso die Staatsbeamten, welche minbestens 2000 Mark Gehalt beziehen. Die Erwerbung des „Bürgerbriefes" ist kostenlos. Von der Ausübung des Wahlrechtes ausgeschlossen sind 1. biejenigen, welche noch nicht 25 Jahre alt sinb, 2. diejenigen, welche keine Einkommensteuer bezahlen ober mit ihrer

4. Hamburger Kriegsbuch - S. 26

1915 - Hamburg : Pudbrese
26 I. Vor den Schlachten. Augenblick steigt eine wohlbeleibte Dame keuchend herein. Zwei Soldaten rücken zusammen, um ihr Platz zu machen. Die Dame bedankt sich in fließendem Französisch. Alles starrt sie an. Da erheben sich die Reservisten, und einer von ihnen sagt: „Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß hier Deutsch gesprochen wird, Französisch ist durchaus nicht angebracht!" Das half! Nun kam fließend eine deutsche Entschuldigung zur Antwort. Ihr gegenüber saß ein Soldat, den das lange Fahren schlapp gemacht hatte. Die Französin hielt ihm nun alle Augenblick ein Riecyftascychen unter die derbe Nase. Er schnitt Grimassen, erwachte aber nicht. Schließlich starrte er sie groß an und meinte: „Nee, Madam, behalten Sie man Ihren schönen französischen Geruch." Jetzt wurden alte Soldatenlieder angestimmt, die ich so oft mit meinen Brüdern gesungen, und bald sang das ganze Abteil. Vor Frankfurt hält der Zug auf offener Strecke. Schon fanden sich Blondköpfe, die im Laufen Wurzeln aus den Feldern rissen und in ihren Schürzen den Reservisten antrugen. Die Jungen versuchten inzwischen Obst von den Bäumen zu schütteln. Die Einfahrt gestaltet sich zu einem wahren Triumph. Aus jedem Haus kamen winkende Tücher. Kopf an Kopf gedrängt, stand die Frankfurter Bevölkerung auf den Straßen. Und immer ertönte das schöne Lied: „Deutschland, Deutschland über alles!“ An ein Weiterfahren ist nickt zu denken. Der nächste Zug nach Norden fährt erst am nächsten Morgen. Die Umgebung des Bahnhofes ist fast ganz dunkel, damit er französischen Fliegern nicht kenntlich ist. Wir nehmen uns ein Hotel, essen etwas und werfen uns todmüde auf unsere Betten. Plötzlich erwachen wir von einem ohrenbetäubenden Lärm und Geknatter. Es ist gegen 1 Uhr. Unten auf der Straße ist eine ungeheure Menschenmenge. Man schießt auf drei französische Flieger, die es versucht haben, Bomben zu werfen. — Hübsch gestaltete fick die Fahrt durchs Hessenland. Auf dem kleinsten Dorfbahnhof ist alles versammelt, junge Mädchen und alte Mütterchen, alle im Schmuck ihrer Trachten. Aus dem Nebenabteil schaut ein blonder Kopf und singt. Ick qlaube etwas von Hamburg zu hören. Endlich wage ich die Frage: „Sind Sie Hamburger?" „Ja, und das merken Sie erst jetzt?" Im Nebenabteil sind lauter Hamburger Jungen. Bald ist mir ein Brief eingehändigt: Für Muttern in Eppendorf. Nun werden wieder Soldatenlieder gesungen. An den Bahnhöfen sind überall hilfsbereite Hände, die Kaffee, Limonade und Brot und viele andere Liebesgaben verteilen. Unsere

5. Hamburger Kriegsbuch - S. 137

1915 - Hamburg : Pudbrese
eine Schrapnellkugel herausholte. Jetzt erst sah ich mir meine Hofe an und bemerkte, daß die Kugel oben am linken Bei« dicht beim Unterleib eingedrungen war. Sie hatte die blaue Hose sowie die Unterhose durchschlagen; aber da meine Hose an der Stelle ziemlich weit und schlappig war, hatte die Hose gefedert (nachgegeben), die Kugel war schon an mehreren Gegenständen abgeprallt, hatte also auch keine große Kraft mehr gehabt und war nur durch die blaue Hose und Unterhose gegangen und in den Stiefel gefallen. Alle Kameraden staunten, reichten mir die Hand, gratulierten mir und sagten: „Mal wieder Gluck gehabt." So bin ich schon das fünfte Mal durch Gottes Hilfe unverwundet geblieben. Habe mir die Kugel natürlich aufbewahrt, nahe auch die Löcher, wo sie durchgegangen ist, nicht zu. Ein Zeppelin über Ostende. Es war Punkt */4ll Uhr nachts, und ganz Ostende lag schon lange in tiefer Finsternis, als ein telephonischer Anruf aus Thourout den Stadtkommandanten von Ostende, Oberst Wielemans, davon verständigte, daß ein „Zeppelin", von Aude-narde kommend, Thourout in der Richtung auf Ostende passiert habe. Und schon einige Minuten später kann man das furchtbare Surren der Maschinen eines „Zeppelin" 200 Meter über den Dächern des schlafenden Ostende hören. Der „Zeppelin" sucht mit dem Feuer seiner gewaltigen Scheinwerfer den Strand ab, dann nimmt er Richtung nach dem Bois de Voulogne und dem Strandbahnhof, und bald zerreißen vier furchtbare Detonationen die Stille der Nacht. Die Bürgergarde von ©ent, die am Bahnhof steht, gibt wohl ein paar Gewehrschüsse auf dar Luftschiff ab, aber mit Windeseile entschwindet das Luftschiff in der Nacht. Die erste Bombe hat ein mehrere Meter tiefes Loch in den Erdboden gerissen, überall sind Staub- und Erdklumpen zu sehen. Die zweite Bombe ist auf einem kleinen Platz zwischen Bahnhof und Strand niedergegangen. Im Umkreis von 5 Metern ist das Erdreich von ihr zerwühlt. Eine dritte Bombe ist auf dem (Straßenpflaster explodiert. Obwohl sie sich nur einen Meter tief in den Boden gewühlt hat, hat sie doch eine furchtbare Detonation verursacht. Auf 100 Meter im Umkreis sind alle Fensterscheiben in Trümmer gegangen. Auch in einigen Eisenbahnwagen sind die Scheiben gesprungen, und

6. Hamburger Kriegsbuch - S. 141

1915 - Hamburg : Pudbrese
Iii. Im Westen. 141 gar — entschuldige bitte, so etwas schreibt man sonst nicht — die Hemden gewechselt. Wir kamen uns vor wie Kavaliere. Bescheiden, nicht wahr? Jetzt muß ich aber aufhören, es gibt Kaffee. Wie die Wilden stürmen des Königs reisige Stückknechte in die Halle unserer Villa, und zum Schreiben ist Zeit und Ort ungeeignet. Heute abend schreibe ich weiter. Ich soll mit Gewalt was essen, ich wäre schon ganz blaß vor Hunger. Das ist aber Schwindel, bei meinem Bart und meinem Dreck kann das niemand sehen. So, nun kann ich Dir weiterschreiben. Der Sturm ist vorübergetobt, die wilde Schar hat Kaffee getrunken. Nun höre und staune, was ich heute getan habe. Ich habe mir drüben bei der Infanterie die Haare und den Bart scheren lassen, rund um mit der Maschine, äußerst praktisch. Und als ich zurückkam, wollte man mich in Villa „Puppchen" gar nicht hineinlassen. Ich soll aussehen wie ein Seehund; lassen wir uns das gefallen? Nur weil ich ganz feierlich versprochen habe, die für morgen (Sonntag) in Aussicht genommene große Waschung aufzugeben, bin ich wieder aufgenommen worden. Also wasche ich mich Montag, denn waschen will ich mich nun ganz bestimmt einmal, das habe ich mir schon vor längerer Zeit vorgenommen. Morgen wird also nichts daraus, aber Montag bestimmt! Haushalt ohne Frauen. Heute morgen, erschreckt durch den plötzlichen Alarm, er» freute mich Dein fein sorgfältig verpacktes Paket. Glaube mir, die Freude heute war nicht geringer, als die beim ersten. Meinen herzlichsten Dank dafür. Und denn will ich dir zeigen, indem ich Dir mal so'n bitschen erzähle, wie wir Kerlsvolk uns selbständig und eigenhändig ernähren. Das ist anders als im Schützengraben. Ich hab mich in den letzten Tagen dermaßen erholt, daß ich meinen Leibriemen um drei Löcher habe weiter machen müssen. Er paßte nicht mehr. Also: Wir leben hier auf einem französischen Bauernhöfe. 6o’n Ding sieht immer etwas schmierig aus. Mitten auf dem Hofe liegt der Misthaufen, die ganze Breite des Hofes einnehmend. Unordentlich! Die Leute find fort. Die erste Nacht schliefen wir auf dem Heuboden; aber die Tür zur Luke fehlt, so daß es ganz nett kalt nachts ist. Da zogen alle aus, die

7. Hamburger Kriegsbuch - S. 267

1915 - Hamburg : Pudbrese
V. Im Osten. 267 man sieht, wie der Granalsplitter den Knochen herausgerissen Hai. eine Puppe ohne Kopf, kleine Feldspaten, ein Amulett, um den Hals zu tragen, Hemden, Hosen — alles durch den vielen Negen schon verschimmelt oder unbrauchbar gemacht. Auf einer Waldwiese mutz es ganz toll zugegangen sein. „Bewegt sich da jemand?" — „Ich kann nicht genau sehen, ich glaube, es sind nur die Lappen auf den Wacholderbüschen im Winde." — Und so war's auch; auch jetzt kann man hier in den Überbleibseln der Flucht geradezu waten, und die Bauern versichern, daß die weggeworfenen Sachen kniehoch lagen. Aufgebrochene Konservenbüchsen. Marmeladendosen, Tuben mit Fußpomade, Tee-Ertrakt in Päckchen, Beutelchen mit Knöpfen, Zwirn und verrostete Nähnadeln, verbeulte Blechkasten, etwa 4—5 Meter lange leere Ladestreifen der Maschinengewehre, Krokihefte, ein abgebrochener Tritt vom Geschütz, Stangen mit eisernen Ringen (vielleicht von Tragbahren), rote verblaßte Blusenhemden, verschmutzte Stickereien, ein ausgeschnittenes Lederfutteral zum Offiziersrevolver, durch die Nässe hart und schrumplig gewordene Lederriemen, zerschlagene Sättel, aus denen die Wergpolsterung herausquillt, Baschlickmützen aus weißem Flanell, umgefahrene Wacholderbüsche, die noch ganz schief dastehen. Alles Wertvolle ist natürlich längst fortgeholt worden, sei es von unseren Landsturmmännern bei der Aufräumung des Schlachtfeldes, sei es von den in der Nähe wohnenden Bauern. Die Gendarmen durchsuchen zwar jedes Haus, aber mancher Pelz, manch gesticktes Hemd wird wohl erst später in etwas veränderter Form auftauchen. Und wer wollte das den Bewohnern auch übelnehmen? Haben sie doch Angst und Verluste genug gehabt. Drüben aus dem Busch fliegen vier Krähen auf, richtig, da liegt noch in Fetzen die Hälfte eines Pferdetopfes. Schnell weiter, denn jetzt riecht man auch das grün-graue Fleisch. — Und da wir einmal beim Gruseligen sind: ein Bauer pflügte fein Feld, auf einmal reckte sich ihm — ein Arm entgegen, so daß er entsetzt zurückprallte — er hatte in einen flach verscharrten Russen hineingepflügt. Wenige hundert Meter weiter liegt ein Bergabhang mit vielen metertiefen, viereckigen Löchern. Vermutlich sind es Schlaf-locker, in die sich immer mehrere Russen hineingekauert haben, denn Schützengräben können es nicht sein, weil in dem Gelände ein Schießen auf den Feind unmöglich ist. Drei Russen sind da mit der Hacke notdürftig verkratzt worden, man sieht nock. wie sie nebeneinander krumm liegen müssen.

8. Hamburger Kriegsbuch - S. 293

1915 - Hamburg : Pudbrese
V. Im Osten 293 Auf meinem Grabe Soll'n rote Rosen, Rosen stehn; Die roten Rosen, Und die sind schön. Hermann Sons. Verwundet zurück an die Grenze. Also es geht mir gut. Gestern wurde ich noch einmal verbunden, und ich habe dann genau zugesehen. Die Kugel ist von rechts in den Oberarm eingedrungen, auf dem Knochen abgeprallt, drumrum gegangen und dann eine Handbreit darüber wieder hinausgegangen. Ja, es ist wirklich ein Wunder, dah ich nicht mehr abgekriegt habe. Schade, daß es so früh gekommen, die Kugel hätte doch gerne noch warten können. — Eine Beschreibung des Gefechts ist kaum möglich. Es ist aber, als ob ich eine Ahnung hatte, denn des Morgens oor Tagwerden benutzte ich noch einen Augenblick Zeit, um aus meinem Tornister die Schokolade, den Tabak und die letzten Zigaretten herauszunehmen, steckte es in die Tasche und sagte zu meinem Kameraden: „Wer weih, vielleicht hab' ich nachher nichts mehr daoon.“ — Dann bekamen wir mit 35 Mann und einem Feldwebel den Auftrag, einen Waldrand zu besetzen, um Flankenfeuer zu geben. Wir waren total erschöpft, die Nacht oordem nicht geschlafen, den Tag marschiert und nichts zu essen bekommen, die Feldküche konnte nicht folgen; um 3% Uhr kamen wir ins Feuer, die ganze Nacht im Gefecht gelegen; es schneite. Während mir zum Flankenangriff oorgingen, gingen die übrigen zum Vajonettkampf über. Wir paar Mann schwärmten dann vorwärts, und die Halunken ließen uns ganz nahe an den Waldrand herankommen, und kurz vor diesem nahmen sie uns ins Feuer, aber da von drei Seiten, ^eder suchte so gut wie möglich Deckung und feuerte, alles tvai das Zeug hielt, da war ein Decken ausgeschlossen; dann sagte der Feldwebel: „Jeder zurück, so gut es geht." Einzeln gingen wir zurück, immer kriechend und dabei feuernd. Da lag ein Käme-rat) oor mir mit einem Schuß im Bauche. Ich schleppte ihn ein Stück mit, bis mir ein anderer half. Das Feuer wurde immer mörderischer, feindliche Schrapnells platzten zu allen Seiten, und jedesmal bebte die Erde. Endlich hatten wir eine abgebrannte Scheune, hinter der wir uns versteckten. Nach und nach sammelten sich ein paar Kameraden, auch der Feldwebel;

9. Hamburger Kriegsbuch - S. 266

1915 - Hamburg : Pudbrese
266 V. Im Osten. manchmal 15 Meter lang und mehr; hier und da ein Loch im gelben Boden, von der Tiefe eines halben Meters, auch schon vom Regen verwaschen, wo eine Granate eingeschlagen hatte. Splitter davon liegen genug herum, die blauen sind unsere, die blanken die russischen. Alle Augenblicke ein ganz kleiner gelber Sandhügel, kaum größer wie ein Maulwurfshaufen, den sich ein einzelner aufwarf, um Deckung zu suchen. Es muh ungeheuer schwer sein, auf einige hundert Meter den Feind zu sehen, der am Boden liegt, zumal im Kartoffel- oder Stoppelfelde. In einer Schlucht mit Feldsteinen zwischen Wacholdergebüschen müssen die Russen in aller Gemütlichkeit gelagert haben. Die in voller Ruhe abgenagten großen Wirbelknochen und die Menge ausgerupfter Hühnerfedern sprechen dafür. Aber bald sieht es immer bunter aus. Vor jener Waldecke müssen sie in aller Eile aufgesprungen sein. Da liegen Hemden, z. T. noch mit braunen Blutflecken, Kleiderfetzen, verregnete Mützen, Mäntel, ein zerbrochener Koffer, zerrissene Generalstabskarten, deutsche und russische, Patronentaschen und dergleichen. Und diese Lager nehmen immer mehr zu, je näher es an den Kleinen Plautziger See geht. In Unmengen liegen noch heute, nach sechs Wochen, die Ausrüstungsstücke da durcheinander. Hier müssen sie schon von unserer Artillerie überrascht oder von der Kavallerie verfolgt worden sein. Alles, was auf der Flucht irgendwie hinderlich sein konnte, wurde fortgeworfen. So schreitet man denn über Hunderte und aber Hunderte von grauen Segeltuchtornistern, Feldslaschen (z. T. aus Holz!), schwarzen Kochgeschirren, Mappen aus Glanzleinwand, ledernen Patronentaschen mit zerschnittenen Gurten, grünlichen Brotbeuteln, wieder andere Patronentaschen aus Leinwand oder Segeltuch (die Ausrüstung der russischen Armee hat drei verschiedene Patronentaschen), zerbrochenen hölzernen Eßlöffeln» kleinen blauen Büchern, die wie Militärpässe aussehen, Postkarten, Briefen, Büchern, ganzen Packen von Telegrammformularen und ähnlichem. Hier wieder hat der Regen einen Roman aufgeblättert wie einen Fächer, dort liegt ein russisches Drama, ein Stereoskopbild aus Hamburg, ein demoliertes Fahrrad, da liegen grüne Kohlköpfe und Haufen von halbgekochten Kartoffeln, vom Schimmel grün überzogen. Ein paar Meter weiter wieder blutige Handtücher, aufgeweichte Verbandpäckchen (einige mit deutscher Aufschrift), eine Sanitätstasche mit vielen Fächern, gefüllte Patronentaschen, Maschinenschlüssel, Klkännchen, verbogene kupferne Kochkessel, ein Stiefel, an dem

10. Hamburger Kriegsbuch - S. 288

1915 - Hamburg : Pudbrese
288 V Im Osten. Töchter Ostpreußens, die trotz der Schwierigkeiten im eigenen Hause hier die Nacht in dem dumpfigen kleinen Naum verbrachten, um unsere Soldaten, die ihr Land befreit hatten, m erfrischen. Bald wurde das Gespräch durch die Meldung unter- brochen, unser Waggon sei gefunden. Rurz nach 11 Uhr leiteten wir vorsichtig das Auto an ihn heran und holten uns nun drei große Säcke heraus mit warmen, wattierten, sogenannten Flickendecken; des weiteren auch Würste, Schokolade und Zigarren, sowie zwei Säcke mit Strümpfen und Pulswärmern; und wäre unsere ganze ostpreußische Tour nur dazu da gewesen, diese wenigen Dinge rechtzeitig an die Stätte des Gebrauchs zu bringen, so hätte sich schon die ganze Mühe gelohnt. Kurz nach 12 Uhr waren wir wieder auf dem Bahnhöfe. Auf der Verbandstation wurden unsere Sachen abgenommen und der eine Sack mit Wollsachen sofort feiner Verwendung zugeführt. Das weitere sollte am anderen Tage in Gebrauch kommen. Doch ehe ich von diesem andern Tage spreche, mutz ich noch eines weiteren tiefen Eindrucks gedenken, den wir an die- sem Abend erhielten. Mit jenem Militärzug, von dem ich spreche, waren zwei verwundete Offiziere angekommen. Beide hatten Oberschenkelbrüche und lagen im Gipsverband. Der eine war nur mit seinem Hemd bekleidet und darüber war ein warmer Nussenmantel und dann ein Militärrock geschlagen. Seine Frau war unter großen Mühen nach dem kleinen ostpreußischen Dorf gekommen, wo er seit zwei Wochen in einem der Not-Lazarette gelegen hatte, einem Not-Lazarett im wahrsten Sinne des Wortes. Denn es hatte an manchem gefehlt, und doch kam nur Dankbarkeit und Anerkennung über das dort Geleistete zu unseren Ohren. Die Militärärzte und einige Schwestern hatten rührend gesorgt. Die Bevölkerung, soweit sie nicht geflohen war. hatte geholfen, und das Notwendigste hatte man sich nach Möglichkeit in den leeren Wohnungen zusammengesucht; an Verpflegung hatte es nicht gemangelt. Man wird bescheiden in solchen Zeiten, man wird aber auch — das habe ich häufig gesehen — außerordentlich dankbar, und man wird, ganz besonders in jenen Bezirken, wo der Feind einmal gestanden hat, von einer Opferfreudigkeit und einer Reichstreue, die mustergültig ist. Unsere beiden Offiziere nahm der Landes-Delegierte vom Roten Areuz, Herr Rittmeister Heitreeiler, in sein Quartier.
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